Wer sich verbessern oder mit anderen vergleichen möchte, der macht dies häufig über einen Benchmark mit anderen Firmen oder Projektleitern. Üblicherweise besucht man sich gegenseitig, stellt eine Präsentation vor über die eigene Firma und das Projektmanagement im eigenen Hause, zeigt eigene Erfolge und diskutiert dann in größerer Runde. Was das ganze bringt oder welchen Schaden es anrichten kann, hängt ganz davon ab, wie man es betrachtet.
Cargo-Kult als unreflektiertes Nachahmen
Der Begriff Cargo-Kult ist spätestens seit Gunter Duecks Vortrag auf der re:publica populär geworden. Damit ist letztendlich gemeint, dass ich ein gewinnbringendes Verhalten bei jemandem anderen beobachte und dann dieses Verhalten nachahme in der Erwartung der identischen Resultate. (Der Begriff stammt von den Frachtflugzeugen der US-Amerikaner im 2. Weltkrieg, deren Lieferungen auf pazifische Inseln nach Kriegsende plötzlich ausblieben und dann zu Flughafen-Nachahmungen der dort lebenden Völker führten.)
Übertragen auf das Benchmarking liegt die große Gefahr in einer unreflektierten Kopie eines erfolgreichen Vorgehens anderer Unternehmen. Wenn ich alle Rahmenbedingungen ignoriere und einfach nur das Projektmanagement-Vorgehen auf mich übertrage, dann habe ich keine Garantie dasselbe Ergebnis zu erhalten. Denn ich ignoriere damit alle anderen Faktoren, die auch zu diesem Erfolg geführt haben. Und vielleicht war es auch gar nicht die PM-Methodik, sondern eine gute Führungskraft, eine vorteilhafte Marktlage oder einfach nur Glück.
Im richtigen Kontext anwenden
Wenn ich aus dem Benchmark mit anderen Firmen einen Nutzen ziehen will, dann sollte ich die Einblicke eher als Inspiration für eigene Ideen und Gedankenanstöße betrachten. Ich bin kein Freund von „Bei uns ist alles anders, das funktioniert bei uns nicht“, aber ich plädiere für eine kritische Einordnung der Berichte. Es gilt eben doch die eigene Unternehmenskultur und die eigenen Abläufe und Strukturen zu berücksichtigen. Was für ein Start-up der richtige Weg sein mag, muss lange noch nicht für den Konzern hilfreich sein. Was in einem konservativen Umfeld funktioniert, kann in einem dynamischen Unternehmen der falsche Weg sein.
Ich brauche einen realistischen und vor allem umfassenden Blick auf meine eigene Strategie, Organisation und Kultur. Mit diesem Blick kann ich auch die richtigen und erfolgversprechenden Werkzeuge auswählen, die mich voran bringen. Wenn ich vorher weiß, was ich benötige, dann kann mir ein Benchmark in den nächsten Schritten eine gute Hilfe sein.