In Ihrem Karriere-Blog hat Svenja Hofert zur Blogparade aufgerufen und fragt generell nach meinen Stärken. Im Kontext dieses Projektleiter-Blogs formuliere ich die Frage um und suche nach notwendigen Stärken im Projektmanagement: Welche Stärken benötigt ein Projektleiter und wie finde ich diese Stärken?
Die Aufgaben des Projektleiters dienen als Basis
Um die Frage nach den Stärken zu beantworten, ist zuerst ein Blick auf die Aufgaben eines Projektleiters notwendig. Aus meiner Sicht hat ein erfolgreicher Projektleiter drei wesentliche Aufgaben zu meistern: Mitarbeiter führen, Aufgaben koordinieren und Probleme lösen.
- Mitarbeiter führen: Ein Projektleiter ist weniger Chef und mehr Moderator. Er vermittelt zwischen verschiedenen Menschen und Zielen, ohne dabei die disziplinarische Führungsverantwortung zu haben. Er ist mit den Projektmitarbeitern vernetzt und nimmt deren Anliegen und Sorgen auf. Gleichzeitig hat der Projektleiter eine klare Vorstellung über das zu erreichende Ziel und bespricht es immer wieder mit allen Beteiligten.
- Aufgaben koordinieren: Ein Projektleiter muss den Überblick behalten. Er darf das Projektziel nie aus den Augen verlieren, muss gedanklich immer zwei Schritte weiter sein und trotzdem nie das jetzt und hier vergessen. Er benötigt eine Methode, die ihm dabei hilft, seine Projektplanung in die Tat umzusetzen.
- Probleme lösen: Der beste Plan ist nichts wert, wenn er nicht flexibel verändert werden kann. Der beste Projektleiter verdient dieses Adjektiv nicht, wenn er nicht auf Herausforderungen reagieren und Hindernisse überwinden kann. Irgendetwas wurde leider doch vergessen, oder funktioniert nicht so wie geplant, oder dauert länger, oder wird teurer als vorgesehen. Und dann gilt es für den Projekteleiter in Aktion zu treten.
Vier neue Stärken braucht der Projektleiter
Es gibt immer wieder aktuelle Mode-Erscheinungen, die definitiv nicht als Stärke für einen Projektleiter benötigt werden: Ich muss nicht multi-tasking-fähig sein – weil das sowieso nicht funktioniert. Ich brauche nicht eine große Resilienz – weil das nur ein neues Wort für bekannte Allgemeinplätze ist. Ich muss kein Meister im Story-Telling sein – denn viel entscheidender sind Inhalte.
Stattdessen benötigt ein erfolgreicher Projektleiter vier wesentliche Stärken: Kommunikation, Urteilsvermögen, Konzentration und Willensstärke.
- Kommunikation: Ein erfolgreicher Projektleiter muss zahlreiche Interessen vereinen, die teilweise widersprüchlich sein mögen. Um die Mitglieder des Projektteams und externe Interessengruppen auf eine gemeinsame Linie zu bringen, benötigt er diplomatisches Geschickt. Er muss viel sprechen, die Motivation einzelner Personen und Gruppen erkennen und immer wieder persönlich vermitteln.
- Urteilsvermögen: Um erfolgreich Projekte zu leiten, muss ein Projektleiter regelmäßig neue und unbekannte Situationen einschätzen. Es gilt Risiken zu bewerten, Indikatoren zu interpretieren und Meinungen von Fakten zu unterscheiden. Wer Projekte erfolgreich leiten will, der muss sich immer ein eigenes Bild machen. Und auf dieser Grundlage gilt es dann die richtigen Entscheidungen zu treffen und für ihre Umsetzung zu sorgen.
- Konzentration: Um den Überblick zu behalten, und um sich nicht im täglichen Geschäft zu verzetteln, ist eine Konzentration auf das Wesentliche essentiell. Der erfolgreiche Projektleiter fokussiert sich auf die Projektziele, auf die für ihre Erreichung notwendigen Maßnahmen und er arbeitet an den wesentlichen Projektrisiken. Der Projektleiter muss in der Lage sein, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden, sich auf das Wichtige zu konzentrieren und nicht vom Dringenden treiben zu lassen.
- Willensstärke: Bei all den Problemen, die regelmäßig auftauchen, darf sich ein Projektleiter nicht unterkriegen lassen. Er muss seinem Projektteam immer die Richtung vorgeben und die Gewissheit es schaffen zu können. Gepaart mit einem gesunden Optimismus ist der Wille nach Leistung und Zielerreichung eine wesentliche Stärke für einen erfolgreichen Projektleiter.
Eine einfache Frage führt zu diesen Stärken
Die notwendigen Stärken Kommunikation, Urteilsvermögen, Konzentration und Willensstärke lassen sich leider nicht aus Zeugnissen oder einer Bewerbung ablesen. Auch in der persönlichen Zusammenarbeit mag der erste Eindruck durch andere Faktoren beeinflusst werden.
Dabei gibt es eine ganz einfache Leitfrage, die zu ganz persönlichen Stärken führt: Was fällt mir leicht?
Die Frage lautet nicht, was mache ich gerne. Sondern es wird gezielt danach gefragt, was mir leicht fällt. Und all das, was mir leicht fällt, das sind meine Stärken. Die Frage „Was fällt mir leicht?“ kann auch etwas abgewandelt formuliert werden: In welchen Situationen fühle ich mich sicher? Was geht mir einfach von der Hand? Wann muss ich nicht viel nachdenken oder mich anstrengen? Wo verstehe ich die Schwierigkeiten anderer nicht?
Und die Antworten sind dann nicht: Ich bin teamfähig und motiviert. Sondern ich merke, wo meine wahren Talente liegen: Ich kann gut Menschen einschätzen und mich auf neue Personen einlassen. Ich habe die Gabe, komplexe Situationen schnell zu durchschauen und die wesentliche Ursache zu erkennen. Es fällt mir leicht, mit anderen zu verhandeln und ein für alle optimales Ergebnis zu finden.
Diese Methoden finden Ihre Stärken
Wem die eigene Leitfrage „Was fällt mir leicht?“ noch nicht genügt, dem stehen zahlreiche Angebote offen, die eigenen Stärken zu finden.
Svenja Hofert hat in Ihrem Buch Was sind meine Stärken einen „StärkenNavigator“ entwickelt. Über einen umfangreichen Test findet jeder seine individuellen 5 Stärken und wie er damit erfolgreich arbeiten kann.
Das Ur-Buch der Stärken basiert auf einer umfangreichen Forschung der Firma Gallup und ist in der Originalversion Entdecken Sie Ihre Stärken jetzt oder in der überarbeiteten Version Entwickle deine Stärken erhältlich.
Für Projektteams sind auch die 9 Teamrollen nach Belbin hilfreich. Wer den Weg über einen Berater scheut, der findet bei Wikipedia eine gute Übersicht.