Projekte betreten immer Neuland
Für den Projektleiter kann das eine herausfordernde Situation werden: Er kennt das Ziel und grundsätzlich auch den Weg, wird ihn aber zum ersten Mal beschreiten. Unerwartete Hindernisse, unbekannte Abzweigungen und nicht geplante externe Einflüsse werden ihm die Leitung erschweren. Zusätzlich hat er den Druck seiner Auftraggeber, die vereinbarten Termine und Budgets einzuhalten. Abweichungen werden nicht geduldet, oder zumindest scharf hinterfragt. Und der Projektleiter steht im Wettbewerb mit seinen Kollegen. Er muss sich beweisen, um auch für die Zukunft seinen Job zu sichern oder zu verbessern.
Jetzt bloß keine Fehler machen
Um in dieser Situation fest im Sattel zu bleiben, sagt sich so mancher Projektleiter: Jetzt bloß keine Fehler machen. Dann kann mir nichts passieren. In der Folge wird ein besonderes Augenmerk auf das Risikomanagement gelegt. Das Team wird animiert, sich mögliche Schwierigkeiten auszudenken und zu dokumentieren. Probleme werden jetzt häufiger und frühzeitig kommuniziert, sowohl in Projektmeetings als auch zum Lenkungskreis und Auftraggeber. Prozesse und Richtlinien haben einen sehr hohen Stellenwert und werden jederzeit und haargenau eingehalten. Schlussendlich weist der Projektleiter die Verantwortung von sich, wenn doch etwas passieren sollte.
Was erreicht der Projektleiter unbewusst? Er verwaltet sein Projekt. Der Drang, keinen Fehler zu machen, verlangsamt die Umsetzung. Der Fokus liegt jetzt auf Dokumentation und Absprachen. Der Projektleiter versteckt sich hinter Dokumenten oder in der Gruppe einer Besprechung. Er verliert seine Stellung als sichtbarer Leuchtturm, der den Projektmitarbeitern den Weg weist.
Und was ist mit den ursprünglichen Absichten des Projektleiters? Er erreicht das Gegenteil: Er wird als Mahner und Nörgler wahrgenommen. Einer, der immer eine saubere Dokumentation vorweisen kann und viel geredet hat. Aber er wird nicht als derjenige gesehen, der Probleme mutig angeht und Projekte auch in unsicheren Zeiten umsetzen kann. Und bei der nächsten Personalentscheidung für eine Projektleitung oder gar eine Beförderung taucht sein Name nicht mehr auf.